Die Ahrend-Orgel in der Nathan-Söderblom-Kirche

Die Ahrend-Orgel der Nathan-Söderblom-Kirche verbindet Moderne und Tradition.
So oder so ähnlich könnte man das Konzept dieses besonderen Instrumentes bezeichnen.
Doch was genau bedeutet das?
Wirft man einen Blick auf das äußere Erscheinungsbild der Orgel, auch Prospekt genannt, würde die Beschreibung "Ästhetische Schlichtheit" wohl zutreffend sein. Klare Formen und Linien und die rote Farbe des hölzernen Gehäuses prägen das Aussehen des Instruments.
Vergleicht man die Orgel mit einem Gebäude, so hätte man ein dreistöckiges Wohnhaus mit Anbau.
Im Erdgeschoss befindet sich der Spieltisch, die "Schaltzentrale", worüber der Organist die Pfeifen des Instruments einzeln, oder aber in Kombination ansteuern kann. Dieser gesamte Steuerungsprozess erfolgt ausschließlich über mechanische Kraftübertragung.
In der Etage darüber (1. OG) stehen die Pfeifen des Brustwerks (2. Manual), versteckt hinter einem aus kleinen roten Quadraten bestehenden Schnitzwerk, welches vor einem schwarzen Stoff angebracht wurde. Unterhalb dieses Schnitzwerkes befindet sich eine rote Klappe, die, je nach gewünschtem Klangeffekt, etwa 45° geöffnet oder komplett geschlossen sein kann. Darüber kann die Präsenz dieses Teilwerks im Raum gesteuert werden. 
Im Dachgeschoss (2. OG) sieht man im Prospekt die Pfeifen des Praestant 8' stehen, die zum Hauptwerk (1. Manual) gehören. In den beiden äußeren Türmen stehen die Basspfeifen dieses Registers. Im mittleren Feld, in vier Gruppen angeordnet, ist die Mittellage sowie der Diskantbereich des Registers untergebracht. Auf derselben Höhe, aber von außen nicht sichtbar, stehen die übrigen Pfeifen der Register des Hauptwerks.
Blickt man auf Höhe des Erdgeschosses seitlich des Spieltisches sieht man Teile des Anbaus - das Gehäuse, in dem die großen Pfeifen des Pedalwerks untergebracht sind.
Zwischen beiden Gehäuseteilen gibt es einen etwa 50cm schmalen Gang, den sogenannten Stimmgang, von dem aus die Pfeifen des Pedals gestimmt oder Reparaturen an der Orgelmechanik vorgenommen werden. Darüber wiederrum ist ein weiterer Stimmgang in etwa 2 Meter Höhe. Von hier aus sind die Hauptwerkspfeifen zugänglich.

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Widmet man sich den klanglichen Aspekten der Orgel begibt man sich in das 17. Jahrhundert - in die Zeit, als der berühmte Orgelbauer Arp Schnitger bedeutende Instrumente in Norddeutschland erbaute. Wie auch in der Kunst, Musik und Architektur haben sich Ideale und Hörerwartungen verändert. So ist es bemerkenswert, dass man sich in den 1960-1970er Jahren für eine Stilkopie einer solchen norddeutschen Barock-Orgel entschied. Die Orgel von Jürgen Ahrend wurde im Jahre 1972 eingeweiht und bildet zusammen mit der außergewöhnlich guten Akustik des Raumes eine Symbiose.
Das ist es, was die Verbindung zwischen Tradition (auf klanglicher Ebene) und Moderne (das visuelle Erscheinungsbild) schafft.

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Was zeichnet die norddeutsch-barocke Orgel auf klanglicher Seite aus?

Das ist in erster Linie ihr unendlicher Reichtum an Klangfarben. Damit sind vor allem die einzelnen Orgelregister gemeint. Diese lassen sich sowohl solistisch, als auch in Verbindung mit anderen Registern nutzen. Jürgen Ahrend hat mit dieser Orgel ein Paradebeispiel dafür geschaffen, dass der Orgelklang flexibel und dynamisch sein kann. Beim Klavier kann der Spieler durch die Intensität des Anschlags unmittelbaren Einfluss auf die Lautstärke und Gestalt des Tones nehmen. Bei einer guten Orgel geht das in gewisser Weise auch. Die Traktur verbindet die Taste am Spieltisch mit dem Ventil unter den Pfeifen. Schlagen wir an der Orgel eine Taste an, so ziehen wir an der Traktur (3mm dünne Leisten aus Zedernholz) und öffnen das Ventil - Wind strömt in die Pfeifen und ein Ton entsteht. Die Geschwindigkeit, mit der das Ventil geöffnet aber vor allem auch geschlossen wird hat hörbaren Einfluss auf den Charakter des Tones: laut, leise, akzentuiert, weich, hart, klar, undeutlich.
Die Orgel, deren vornehmste Aufgabe die Begleitung der singenden Gottesdienstgemeinde ist, kann - je nach Spielweise - auch singen und damit den Gemeindegesang positiv beeinflussen.

Die Disposition der Orgel:

Hauptwerk (C-f''')Brustwerk (C-f''')Pedal (C-f')
Praestant 8'
Rohrflöte 8'
Oktave 4'
Nasat 2 2/3'
Oktave 2'
Mixtur 4fach
Trompete 8'
Holzgedackt 8'
Holzflöte 4'
Waldflöte 2'
Oktave 1'
Terzian 2fach
Regal 8'

Subbass 16'
Oktave 8'
Oktave 4'
Mixtur 3fach
Fagott 16'
Trompete 8'


Tremulant für die gesamte Orgel
Manualschiebekoppel
Pedalkoppel HW-Ped.
Zimbelstern

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